Erwitte: Erwitte: „Wo rohe Kräfte sinnlos walten“

Beschreibung

Eine humoristische Lesereise durch die Unterwelt der Kulturgeschichte

Wer: Vorleser Gregor Wessel und Sören Middeke

Eintrittspreis im Vorverkauf 5,- €,

Verkauf an der Infotheke im Rathaus, Buchhandlung Egner in Lippstadt und auf der Homepage des Vereins.

Infos

Der vermeintlich klassisch-gebildete Leser des Feuilletons der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vermag sich elegant und anmutig in der Welt der Literaten, Philosophen und Künstler zu bewegen. Er kennt seinen Goethe, seinen Schiller, seinen Heine, kann Aristoteles zitieren und wenn es darauf ankommt auch ein Gemälde von Monet von einem Gemälde von Manet unterscheiden. Für diese Spezies erscheinen die Größen der Geistesgeschichte stets in einem hellen Licht, als schillernde Säulenheilige des Guten, Wahren und Schönen.

Gregor Wessel und Sören Middeke können all dies nicht, haben kein FAZ-Abonnement und nicht das geringste Verständnis von der Welt in der sie leben. Daher sind sie der Meinung, dass es endlich einmal an der Zeit wäre, etwas Dunkel ins Licht zu bringen und an den Fundamenten des Wertekanons des Bildungsbürgertums zu rütteln. Wer sich in der Geistesgeschichte zu Hause fühlen will, der sollte nach ihrer Auffassung nicht zuerst aufs Dach steigen, sondern einen Blick in den Keller werfen, denn hinter jeder Tiefgründigkeit steht meistens ein noch tieferer Abgrund, über den in der Regel aus guten Gründen geschwiegen, aber über den an diesem Abend aus mindestens ebenso guten Gründen zu sprechen sein wird. Kurzum: Die Protagonisten besteigen mit Ihnen nicht den Olymp der Hochkultur – sie führen Sie in den Hades hinab, da sie dort über eine gewisse Ortskenntnis verfügen. Statt „Freude schöner Götterfunken“ gilt „Wo rohe Kräfte sinnlos walten“ – oder um es mit Bushido zu sagen: Es geht von der Scyline zum Bordstein zurück.

Die Lesung widmet sich dabei den Dingen, die die Welt tatsächlich im Innersten zusammenhalten: Warum Adorno seine Badewanne liebte, warum Wittgenstein Gastprofessoren mit einem Schürhaken bedrohte, wem Marx alles den Tod wünschte und wie Brecht sich den Beischlaf mit Engeln vorstellte. Nicht zuletzt geht es auch um die Frage, wie um alles in der Welt man 2500 Jahre in ein Programm von 90 Minuten bekommt.

Das Publikum erwartet ein im besten Sinne anarchistischer Abend mit Anekdoten, Anzüglichkeiten, Alliterationen, Frivolitäten, Derbheiten und wahrscheinlich auch plumpen Geschmacklosigkeiten. Dabei wird in erster Linie gelesen. Vielleicht gibt es auch Musik. Eventuell wird sogar getanzt. Vielleicht kommt es aber auch ganz anders, denn die Protagonisten wollen sich diesbezüglich nicht festlegen. Vielleicht ist das ein Problem ihrer Generation.

Gregor Wessel ist Falkner, Freund der schönen Künste und ein exzellenter Kenner des Abgrunds an sich. Sören Middeke hat einen Bart, Bücher und nach eigenen Angaben fünf verschiedene Cordhosen in seinem Kleiderschrank. Beide machen derzeit verschiedene Sachen, wollen aber nicht verraten, um welche Dinge es sich dabei im Einzelnen handelt und teilen das Schicksal, dass man ihnen einen Wackelkontakt an der Schnittstelle zur Realität nachsagt. Um möglichste viele Schaulustige zu ihrer Lesung zu locken, haben sie sich zudem dazu entschieden, entschieden darauf hinzuweisen, dass sie beide in Erwitte aufgewachsen sind. Ob das allerdings einen Einfluss auf ihre Darbietung haben wird, darf zumindest bezweifelt werden.